„Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.“

(Robert Walser)

Die Natur entfaltet ihre Wirkung auf uns eben wegen jener Bedeutsamkeit, die ihr inne liegt. Dieses Naturell zu nutzen und die Menschen dafür zu sensibilisieren, ist eine grundlegende Aufgabe im Naturschutz. Dann kommen Faszination und Neugier von selbst. Darauf bauen wir auf, wenn wir Naturschutz und Naturpädagogik betreiben, anstatt Besucher gedankenlos Enten füttern zu lassen.

Es reichte nicht Schilder mit dem Text aufzustellen: Enten füttern verboten. Statt dessen haben wir ein Naturschutz-Angebot entwickelt, das zu einer Attraktion für tierliebe Menschen – Kinder, Eltern, Großeltern, geworden ist. Wir fördern ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur im Herzen einer Stadt und wollen ein Vorbild für andere Kommunen sein.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit hat sich im Laufe der Jahre verändert. Anfangs ging es vor allem darum, die durch langjährige massive Fütterung entstandene Stockenten-Überpopulation in den Griff zu bekommen. Doch die Zeit, in der sich Hunderte von Enten am Teich tummelten, ist in Bad Nauheim längst vorbei. Der Große Teich im Kurpark ist stattdessen zum Lebensraum von unzähligen Insekten, Amphibien und Vögeln geworden. Sogar eine Biberfamilie hat sich niedergelassen und die Teichufer sind inzwischen von üppigem Bewuchs bedeckt. Aber in dem Maße, wie wir aus Naturschutzsicht erfolgreich waren, wurde deutlich, dass wir nun verstärkt naturpädagogisch aktiv werden mussten. Vielen Parkbesuchern fehlt die Erfahrung, um die Schönheiten und den Artenreichtum eines naturnahen Gewässers in ihrer Vielfalt zu erkennen und zu genießen. Bei diesen Besuchern das Interesse an den weniger auffälligen Teichbewohnern und an Naturbeobachtung im Allgemeinen zu wecken, ist heute unser wesentlichstes Ziel.

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Unsere Grundidee

Naturbegeisterung und -erlebnisse bei Menschen aller Altersklassen fördern.



2012 wurde der Erna-Ente-Treff offiziell von der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Diesen namenhaften Preis tragen wir mit Stolz. Er beweist, dass wir erfolgreich sind in unseren Bemühungen, einen biodiversen Lebensraum zu schaffen, zu erhalten und für große und kleine Besucher zugänglich zu machen.

Die Erna-Ente-Initiative ist ein naturpädagogisches Projekt mit dem Ziel, den Besuchern von Stadtparks ein biologisches Basiswissen zu vermitteln, das ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur im Herzen der Städte ermöglicht und die Freude an den Tieren und Pflanzen vor unserer Haustür fördert. Unsere Hauptzielgruppe sind tierliebe, aber naturfremde Familien mit kleinen Kindern. Die ganze Familie wohlgemerkt, nicht nur die Kinder. Dieser Ansatz beruht auf der Überzeugung, dass der Kontakt zwischen den Generationen  für die Auseinandersetzung mit der Natur ganz wesentlich ist. Es wird oft davon gesprochen, dass wir uns bemühen müssen, Naturschätze für unsere Kinder und Kindeskinder zu erhalten. Doch wie sorgen wir dafür, dass zukünftige Generationen überhaupt noch etwas mit diesen Naturschätzen anzufangen wissen?
Kleine Kinder haben ein spontanes Interesse und erstaunlich offene Augen für die Wunder der Natur. „Was ist das denn für ein Tier? Was tut das Tier denn da?“, so machen sie die Erwachsenen auf die kleinen Naturwunder aufmerksam, die diese oft gar nicht mehr wahrnehmen. Doch damit dieses kindliche Interesse erhalten und gefördert wird, müssen die Erwachsenen (und das müssen nicht immer die leiblichen Eltern und Großeltern sein) in der Lage sein, auf die Fragen der Kinder einzugehen. Das Wissen dazu ist jedoch in der jetzigen Elterngeneration häufig verloren gegangen. Tierlieb zwar, aber doch naturfern sind nach unserer Erfahrung viele Parkbesucher, die mit ihren Kindern zum „Enten füttern“ in den Park kommen.

Verbote alleine, auch wenn sie ökologisch noch so gut begründet sind, helfen nicht weiter. Denn es geht nicht nur darum, die ökologisch schlimmen Folgen des unkontrollierten Fütterns zu verhindern, sondern Ziel muss es sein, aus Enten fütternden Familien verständnisvolle Naturliebhaber zu machen, die nun bessere Wege finden, um den Kindern den Tierkontakt zu vermitteln. Wie sollen die Kinder lernen, richtig mit den Tieren umzugehen, wenn der einzige direkte Kontakt mit Wildtieren, den sie bislang kannten, verboten ist? Aus dieser Problematik entstand die Idee zur Wasservogel-Fütterung mit naturpädagogischer Begleitung. Dabei erscheint uns gerade das tägliche Angebot, ganzjährig, bei Wind und Wetter, ein wesentlicher Faktor. Tiere wie Menschen können sich auf den Zeitpunkt verlassen und bauen sie in den normalen Tagesablauf ein. Zudem erreichen wir im Laufe der Zeit eine Menge von Zufallsbesuchern, deren Interesse wir wecken können.

Wie erreichen wir die Menschen?

Wir füttern direkt aus der Hand

Wenn eine Gans, die oft noch einen Kopf größer ist als unsere kleinsten Besucher, ganz nah kommt und vorsichtig ein Blatt Löwenzahn nimmt oder Körner von den Fingern pickt, ist das ein unvergessliches Erlebniss für Kinder – und für viele Erwachsene ebenso.

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Einhalten fester Spielregeln

Es dürfen nur einige zahme Tiere gefüttert werden, Wildtiere können und sollen sich selbst versorgen. Die Kinder dürfen die Ruhezonen der Gänse nicht betreten und wir erklären immer wieder geduldig, warum ein Wasservogel nicht gestreichelt werden möchte. Grenzen zu akzeptieren, den freien Willen eines anderen Lebenswesen zu respektieren, das sind wichtige Erfahrungen. Es ist verblüffend zu beobachten, wie sich dabei Kinder und Tiere gegenseitig nonverbal erziehen.

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Alle Tiere haben Namen

Während wir älteren Kindern und Erwachsenen natürlich die verschiedenen Arten vorstellen, bedeuten Artnamen für Kleinkinder wenig. Sie lernen jedoch schnell die individuellen Tiere kennen und wer als Kleinkind zwei fast identisch aussehende Graugänse auseinanderhalten kann, hat später keine Schwierigkeiten, Artmerkmale zu erkennen. Jedes unserer Tiere hat eine Lebensgeschichte, die wir erzählen und welche die Familien dann auch außerhalb der Fütterungszeiten begeistert selber mitverfolgen.

 

Weitergabe des Naturwissens älterer Menschen

Während die Aktiven beim Füttern meistens die Kleinen sind, ist die ältere Generation häufig begeisterter Zuschauer. Vor allem viele Großeltern freuen sich, wenn Kinder in Kontakt mit Tieren kommen, so wie es in ihrer eigenen Kindheit häufig Gang und Gebe war. Deutlich drücken sie damit aus, dass sie sich für die Entwicklung des Naturkontaktes der Kinder mitverantwortlich fühlen. Für uns ein wichtiger Ansatzpunkt, um aus der spontanen Freude einen nachhaltigen Impuls zur Weitergabe des Wissens über die einheimische Natur werden zu lassen.

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Information der Erwachsenen über die Natur und Möglichkeiten der Vermittlung

Ganz wesentlich ist es, Erwachsenen, denen oft Grundkenntnisse über einheimische Arten, ihr Verhalten und ökologische Zusammenhänge fehlen, zunächst das nötige Basiswissen zu vermitteln. Hierzu dient ein umfangreiches Informationsmaterial. Elementar ist jedoch die persönliche Ansprache und das Eingehen auf individuelle Fragen, sowie das Geben von Anregungen, wie das Wissen kindgerecht vermittelt werden kann.

 

Soziale Integration

Bei uns sind alle Besucher willkommen, egal welchen Alters, welcher Herkunft und welchen Glaubens. Tiere kritisieren niemanden und der Kontakt mit ihnen kennt keine Sprachbarrieren.

Ergänzendes Führungsangebot

Zusätzlich zum täglichen Erna-Ente-Treff bieten wir individuelle Führungen für Kindergärten, Schulen und im Rahmen von Kindergeburtstagen an. Dabei können wir intensiv Wissen vermitteln und veranschaulichen. Selbst entdecken, erforschen und erleben ist für Kinder elementar, um Gelerntes nachhaltig zu verinnerlichen.